Samstag, 31. Januar 2009

Big Panda of Luv

Eigentlich fühlte ich mich ziemlich müde am 31ten gegen 20.00 Uhr Abends. Mein Arbeitstag war gerade 5 Minuten zu Ende, als mir wieder einfiel, dass Marylène mich ja zu einem Gig nach Te Anau eingeladen hatte. Einer ihrer Freunde, den sie in erst vor ein paar Tagen kennengelernt hatte, sollte im Redcliff Cafe spielen.
"Leg dich einfach hin und schlaf", dachte sich meine eine innere Seite. "Niemals!!", die andere.
Eine Dusche, zwei notdürftig zusammengeklatschte Toasts und einmal Autoschlüsselsuchen später war ich auf dem Weg nach Te Anau. Diese Metropole des Fiordlands liegt nur 20 Ks nördlich von Manapouri. Stellt damit also keine große Herausforderung da. Wenn der Tank allerdings fast leer ist, kommt doch noch etwas Nervenkitzel in die Sache.
Hin schaffte ich es ohne Probleme.
Anfangs lehnte ich nur an der Eingangstür des Redcliff Cafes. Gruppen von Backpackern lehnte in ihren Wanderschuhen lässig am Tresen. Marylène saß direkt vor mir, hatte mich aber noch nicht gesehen. Nach einem weiteren Blick ins Cafe sah ich immer mehr Leute. An den Wänden kleben, in Ecken gedrückt, auf dem Fussboden sitzend, hinter Türpfosten hervorschauend, wie ich. Panda saß in einer Ecke des Raumes, die er ganz für sich hatte, mit seinem Verstärker, den Lautsprechern, die über ihn ins Publikum ausgerichtet waren und seiner Gitarre.
Panda, das ist übrigens der Musiker, der an diesem Abend auftrat und welcher ein Freund Marylènes ist.
Panda, so stellte er sich auch mir vor, als er sich an den Tisch setzte, an dem ich nun mittlerweile mit Mary zusammensaß. Anfangs hatte ich seinen Namen durch die von Gesprächen wabernde Atmosphäre nicht richig verstanden. Ich dachte ich hätte Wanda verstanden. Er erkundigte sich extra nochmal nach meinen Namen. Es kam zu einem kleinen Smalltalk, in dem ich immer nach einem Synonym für seinen Namen suchen musste, weil ich mir ja eben nicht sicher war und ich wollte auch kein dahingenuscheltes Wanda benutzen, in der Hoffnung, er würde es als seinen Namen identifizieren. Ein Aufwand! Ich hätte doch nur nochmal fragen müssen. Ich weiß nicht warum ich es nicht getan habe. Ich wartete also bis er zur nächsten Runde ansetzte und den Tische verlassen würde. Diskret lehnte ich mich zu Mary und fragte sie nochmals nach seinem Namen. PANDA!
Ein Mann, dessen Haar so buschig und lockig ist, dass es wie eine Palmenkrone auf seinem Kopf trohnt. Und tatsächlich dieser Typ, der in den USA geboren wurde und doch so gar nicht nach einem Amerikaner aussah, hatte etwas Erhabenes. Nicht das er eingbildet oder arrogant herübergekommen wäre. Das ganze Gegenteil, er lächelte viel und man hatte das Gefühl er tat es gerne, nicht nur um zu gefallen. Er sah die Leute direkt an, sprach mit einem und erzählte dabei allen anderen eine Geschichte. Panda oder auch William mit bürgerlichen Namen spielte auf seiner Taylor Akustikgitarre meistens Lieder über Liebe. Ein Thema das genügend Stoff liefert, um damit ein 365 Tageprogramm zu füllen. So sehr das Liebesthema auch verbraucht zu sein scheint, seine Liebeslieder waren anders. Es waren Lieder über sich selbst, über Frauen, die er verführen wollte und gescheitert war, über tiefe Liebe zu einem ganz besonderen Menschen, über die Liebe zu Kleinigkeiten aus dem Alltag und über die Liebe und ihre Umwege.
Dieser Typ, der schon alle Kontinente bereist hatte, welcher wild die Haare wedelnd, die Saiten verstellend, während er spielte, unbewusst Grimassen schneidend und trampelnd, stapfend Gitarre spielte, hat mich tief beeindruckt. Man fühte sich in seiner bloßen Umgebung schon wohl und entspannt. Als 0b er so eine Art Glücksbärchiaura austrahlen würde, was bei dem Namen ja wohl kein Wunder ist. Der Abend wurde von Lied zu Lied besser. Das Echo seiner Stimme in den Boxen warf Licht in den Raum, wenn er aus voller Brust sang. Mir erschien es so, als hätte er die Gabe die Atmosphäre in diesem Cafe mit seinen Liedern, mit seinem Gitarrenspiel und seiner Stimme zu dimmen oder zu erhellen.
Ich saß da, hatte mein zweites Bier und lauschte ihm. Seine Finger zupften die Saiten vorsichtig, manchmal schlug er auch mit der ganzen Hand auf das Gitarrengriffbrett und ein Zucken ging dabei durch seinen ganzen Körper. Seine Augen waren immer auf der Suche nach Blicken, die er fokussieren konnte, um denjenigen noch tiefer mit sich in den Song zu ziehen.
Wir hatte in den kurzen Pausen, die er zwischendurch einlegte, so belebte und ehrlich Gespräche. Weit über das Niveau eines Gesprächs unter fast Fremden hinaus. Wir erzählten über unser Gefühl für Musik und was wir alles damit verbinden, schweiften davon ab und fanden uns in Reiseerzählungen wieder. Ein schottisches Ehepaar, das auch die ganze Zeit über an unseren Tische gesessen hatte, brachte sich in unser Unterhaltung. Ein Pottpurri aus den unterschiedlischsten Lebenserfahrungen.
Die Zeit verging wie Flug und kurz nach 1.00 Uhr beschloss ich zu gehen. Ich umarmte Marylène und wünschte ihr eine gute Weiterreise. Dann ging ich zu Panda. Ich dankte ihm für den tollen Abend und die Musik. Ich sagte zu ihm "You're a big Panda full of Luuuv!". Seine Augen strahlten und er umarmte mich und er küsste mich links und rechts.
Als ich das Cafe verließ, war ich erstaunt in was für einer kurzen Zeit man eine so vertrauensvolle Bindung zueinander aufbauen kann. Ich wäre gerne noch länger geblieben.

10 Minuten später fand ich mich in einer Polizeikontrolle wieder. Der Alkoholtest sagte nach 3 Bier, weiterfahren. "Buzz", mein Nissan, enttäuschte mich nicht und brachte mich trotz leeren Tanks wie von Geisterhand nach Hause.

Checkt den Pandablog aus http://www.pandamusic.net/

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