Sonntag, 28. Juni 2009

Am Anfang war Patagonien



Silberne Adler gleiten erhaben mit dem kalten patagonischen Wind.
Schwarzer Sand liegt endlos zu unseren Fuessen und umschliesst die Arme der Weisen, welche als rotbraun brennende, knochige Baeume aus der Erde emporragen.
In den dunkelblauen Buchten thronen glaeserne Berge, die das Licht einer bronzenen Sonne in die Ferne tragen.
Reflektiert an den in ewiges Eis gehuellten Spitzen der ehernen Berge verschwindet der letzte Lichtschimmer in kollossalen Wolkenfestungen, die langsam ueber das Land ziehen.
Im tiefen Sueden Patagoniens, wo roter Stein auf blaues Eis trifft, umgibt es einem die Seele mit kuehler Stille.
Ein Land, welches man meint, es habe sich seit der Entstehung unserer Welt nicht veraendert.
Woerter, wie etwa "weit", "alt" oder "gross" bekommen hier eine neue Dimension.
Wuerde man eine Glocke einmal laeuten, so klaenge der Ton noch in 50 Jahren zwischen diesen uralten Gesteinen.
Das monumentale Gefuehl das Anfang und Ende hier zusammenlaufen, versetzt einen in mystisches Erwarten.
Von El Calafate aus unternahmen wir zwei Trips. Der erste fuehrte uns zum welteinzigen nicht schrumpfenden Gletscher, dem Perito Moreno Gletscher. Am darauffolgenden Tag ging es nach El Chaltén zum Mount Fitz Roy und Cerro Torre.
Perito Moreno Gletscher

Mount Fitz Roy


Nach 5 Tagen Aufenthalt in diesen fuer uns so ungewoehnlich fremden Breiten, von denen solch eine rohe Schoenheit ausgeht, stiegen wir in den Bus, welcher uns nach 22 Stunden Fahrt in Puerto Madryn abliefern sollte.

Dienstag, 23. Juni 2009

LA BOMBA DE TIEMPO


Fuer die Liebhaber von suedamerikanischer Percussionmusik ist dies hier ueberaus empfehlenswert.


Anklicken, anhoeren, abshaken!




Ich habe LA BOMBA DE TIEMPO life in Buenos Aires gesehen. Bei 100 Quadratmetern und circa 500 Leuten ging es gut voran!

Freitag, 19. Juni 2009

Argentina - Buenos Aires oder die Stadt der langen Naechte



















Meine Wecker hatte ich schon weggeschmissen! Meine Augen waren rot.

Zeit spielte keine Rolle mehr fuer mich als ich Buenos Aires ankam!
Manch einer koennte nun meinen, "Wahnsinn, Johannes, du hast es geschafft, dein Leben nach den philosophischen Grundsaetzten von Generationen Gelehrter und Denker auszurichten, um so auf eine hoehere Ebene menschlichen Daseins zu gelangen!"
Fuer mich, ich sage es ganz simpel, bedeutete dieses zeitlose Dasein nur eines!
"Du bist fertig, wirst auch noch nach 3 Tagen Schlaf fertig sein und kannst eigentlich vergessen hier ueberhaupt Schlaf zu bekommen! Ja, du bist in Buenos Aires!"


Spitze! Los geht's!
Ich dachte letztens daran, dass in Europa viele Leute ja sehr um ihre Gesundheit besorgt sind und daher allerlei Fachzeitschriften lesen, ueber gesunde Ernaehrung, die richtigen und besonders den Kreislauf staerkende Sportarten, wie viel Schlaf man haben sollte und wie viel Sex etc.
Nun ja, gemessen an diesen europaeischen Standards kann man sich nur fragen warum Argentinier ueberhaupt noch am Leben sind mit 25 Jahren. Geschweigedenn auch 60 oder noch aelter werden koennen.
Ein ausgewogener argentinischer Ernaehrungsplan sieht am Tag etwa 1 Kilo Rindfleisch vor, 500 Gramm Brot, eine Flasche Wein, wahlweise rot oder weiss, Gemuese bedingt und Fruechte nur, aber auch nur, wenn man krank sein sollte. Schlaf holen sich Argentinier auf eine aehnliche Art und Weise wie Delphine. Sie schalten einfach eine Hirnhaelfte 12 Stunden am Tag ab. Schlafen im Bett? Wann? Genau, nur wenn man krank ist!Die beruehmt beruechtigte Mate hilft stets und staendig wach, aber vorallem fokussiert und konzentriert zu bleiben, bspw. wenn man Fussball schaut.
Nach 1 Woche oder sagen wir 10 Tagen Buenos Aires funktioniert man etwa in der selben Weise.
Fuer mich die Mate mal ausgenommen, da ich ja auch keinen Kaffee trinke und es daher fatale Folgen fuer mich haben koennte. Ich wuerde wahrscheinlich wie ein Duracell-Hase durch die Strassen flitzen bis mir der Saft ausgeht oder eine Sicherung durchbrennt.
Neben unseren gestoerten Rhythmus, welcher Abendessen gegen 3.00 Uhr Nachts beinhaltete, erlebten Ijoya und ich aber trotzdem eine Menge in der Hauptstadt Argentiniens.
In Buenos Aires zu leben, das heisst 24 Stunden wach zu sein, Tango zu tanzen, Malbec Rotwein zu trinken, sich den Bauch mit Asado vollzuschlagen, moderne Kunst auf Toiletten und Bushaltestellen zu bewundern, auf der Avenido Nueve de Julio um seine Geldboerse besorgt zu sein, nie genuegend Wechselgeld fuer den Bus zu haben und Unzahl von Dinge mehr.

Nach dem Vorbild spanischer Grossstaedte erbaut, fuehlt man neben diesem Einfluss auch noch den anderer europaeischer Nationen. Da laeuft man an Schaufenstern verstaubter Antiquariate vorbei und erblickt Porzellan mit ur-deutschen bzw. schweizer Motiven. Auf dem abendlichen Weg von italienischer Taverne zu franzoesischem Café, wechselt der Baustil der Haeuser, wie die Platten auf dem Gehweg aller zwei Meter. An Letzterem laesst sich irgendwie und irgendwo auch etwas der Lebensstil der Argentinier wiedererkennen. Ruhig, gelassen, nicht besonders penibel mit Kleinigkeiten und teilweise auch mit groesseren Angelegenheiten.
Das kann einen als Touristen manchmal die Schweissperlen auf die Stirn treiben oder zur Weissglut bringen.
Aber hey, das ist es eben, das ist ein Teil des suedamerikanischen Lebensgefuehls.
Wenn man dann Nachts im Café Tortoni an der Avenida de Mayo sitzt und eine Tangoshow mit einer guten Flaschen Wein geniesst, die Hitze und Leidenschaft der Musiker und Taenzer einem das Blut zum Kochen bringt, dann vergisst man ganz schnell den Grossstadtlaerm und die benebelnden Autogase.
An den Wochenenden erfreut man sich an der Farbenpracht der Maerkte in San Telmo und La Boca, besucht das Malbamuseum oder geht zu einem der regionalen Fussballspiele. Vorrausgesetzt, man hat genuegend Wechselgeld fuer den Bus oder die Metro in der Tasche. Wenn nicht, dann muss man in den naechsten Laden gehen, um etwas zu kaufen und hoffen, dass einem der Verkaeufer genuegend Kleingeld gibt.
Das ist Buenos Aires!







Onevoyage further - Suedamerika


Und dazu gibt es noch eine neue Seite mit noch mehr Fotos!

Samstag, 6. Juni 2009

MExíco CiuDad AstronauTA



5.00 Uhr Ortszeit, mein Flugzeug erreicht Mexikostadt. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Ich konnte waehrend des Fluges nicht schlafen und bin daher sehr muede. Mein Anschlussflug wird Mexikostadt um 19.35 Uhr verlassen.

Die erste Stunde wanderte ich ziellos auf dem Flughafen herum und wusste eigentlich gar nicht was ich suchte. Ich denke ich wollte einfach einen halbwegs annehmlichen Schlafplatz finden. Im Transitbereich wurde ich fuendig. Die folgenden 6 Stunden schlief ich an diversen leeren Gates und wanderte ab und zu, wenn sich zu viele Flughafenmitarbeiter um mich herum angesammelt hatten. Zwischendurch rang ich mit dem Gedanken, ob ich noch einen Ausflug in die Stadt wagen sollte oder nicht. Gegen 13 Uhr war ich des Flughafens leid und beschloss eine Touristeninfo aufzusuchen, um den schnellsten Weg in die Stadt zu finden. Auf meinem Weg durch und vom Flughafen begleiteten mich die Schilder, welche vor Schweinegrippe warnten.
"La salud ésta en tus manos!"
Ich muss gestehen, es wirkte nicht gerade aufbauend.
Viele der Flughafenmitarbeiter, der Herr von der Information eingeschlossen, rieten mir die Metro zu nehmen. Das waere am schnellsten, einfachsten und guenstigsten.
Etwa 400 Meter vom Terminal 2 des Benito Juarez International Airport verliess ich also das Flughafengelaende und befand mich ploetzlich in einer vollkommen anderen Welt. Um mich herum draengelten sich Menschenmassen. Peruanische Frauen mit ihren Kindern auf dem Ruecken boten schreiend ihre Waren an. Mexikanische Haendler kochten Burritos am Strassenrand. Hier und da konnte man Soldaten mit Maschinengewehren sehen. Eine riesige Lawine aus butem Blech schob sich auf den Strassen entlang. Den Asphalt konnte man nicht mehr sehen, nur Autos, voellig ueberladene Laster, Mofas und ziemlich unsicher wirkende Busse.
Ich nahm den naechsten Collectivo(kleiner Bus), der hielt. Dieser brachte mich zu naechstgelegenen Metrostation. Fuer 2 Mexikanische Pesos, umgerechnet etwa 10 Eurocent, steht einem das gesamte U-Bahnnetz Mexikostadts zur Verfuegung. Selbst fuer Mexikaner ist das billig, daher nutzt es auch ein grosser Teil der Bevoelkerung.
Ich musste mich in den Wagon druecken, mit Gewalt. Ansonsten waere ich von keiner Station zur naechsten gekommen. An diesem Tag zeigte das Thermometer ungefaehr 30 Grad Celsius, eingeschlossen zwischen baertigen Mexikanern in der Metro waren es gut nochmal 10 mehr. Ein leicht beklemmendes Gefuehl von Schweinegrippe in naechster Naehe kam auf. Und ich muss wirklich sagen, ich sah so einige Leute, die nicht gesund aussahen.
Am Zocalo, man koennte sagen dem Stadtzentrum, kehrte ich wieder an die Oberflaeche zurueck. Ich fuehlte mich wie ein Austronaut. Auf meinem 2 stuendigen Gang durch das Herz Mexikostadts sah ich keinen einzigen Touristen, die Augen der Einheimischen lasteten auf mir. Nachdem ich die Kathedrale besucht hatte, die mich stark an die in Leon und Burgos in Spanien erinnerten, machte ich meinen Weg zum Tempeldistrikt. Entlang des Zocalo sah ich viele Personen, die immer noch alte Mayakultur pflegten, sei es als Tanz oder in Ritualen, die zur Heilung gedacht waren. Ich nutzte die Gelegenheit um mich hinzusetzen und einfach in die Masse zu starren.



Es brauchte anderthalb Stunden bevor ich wieder zurueck am Flughafen war. An diesem Tag versuchten zwei Personen mich zu beklauen. Einmal in der Ubahn, ein andermal auf dem Zocalo. Auf dem Zocalo passierte Folgendes. Eine Gruppe von drei Jugendlichen im Alter von 16 Jahren kam auf mich zugerannt und fragte mich, ob ich Englisch sprechen wuerde und ob sie mir ein paar Fragen stellen duerften. Ich lief weiter und fragte etwas dumm was das denn fuer Fragen seien. Sie liefen ein Weile neben mir und baten mich immer wieder anzuhalten. Das Maedchen der Gruppe schaute die ganze Zeit sehr interessiert auf meinen Rucksack, waehrend die zwei Jungs mich abzulenken versuchten. Nach ein paar Minuten liessen sich dann ab von mir.

Insgesamt war Mexikostadt ein smogverseuchtes Hoellenloch mit einer Unzahl an ungemein interessanten und historisch bedeutsamen Sehenswuerdigkeiten, welche ich mir leider nicht wirklich in Ruhe zu Gemuete fuehren konnte, weil einfach alles viel zu hektisch war.


L.A. = Lunatic Array










"What is your purpose of staying in the United States?"

"Sleeping for one night in Hollywood."

"Granted!"

Ich habe noch nie bis zum Horizont geschaut und dabei nur eines erblicken koennen, Beton! Vom L.A. International Airport brauchte es anderthalb Stunden bis zu meinem Hostel in Hollywood.

Ein Tag und eine Nacht reichen nicht im Annaehrendsten aus, um die Ausma(sz)e einer solchen Megametropole zu begreifen. Mein Aufenthalt beschraenkte sich daher hauptsaechlich auf Hollywood Boulevard und Sunset Boulevard.
Kommt man aus Neuseeland, selbst wenn es Auckland ist, dann plaettet L.A. einen schlichtweg. Auf dem Flug haelt man diesen stillen Dialog ueber den "American Way of Life" in sich und fantasiert ueber Hollywood Filmausschnitte, Dollars und Bands, wie "The Red Hot Chili Peppers". Man fragt sich, wie wohl die Realitaet aussieht.

Es war heiss, ungefaehr 30 Grad Celsius. Die Sonne spiegelte sich auf dem Chrom der Chevrolets und heizte den hell graeulichen, uberall praesenten Beton um mich herum auf. Ich lief waehrend meines Aufenthalts sicherlich 10mal Hollywood Boulevard auf und ab. Jeder, der freiwillig mit mir sprach wollte mir entweder etwas verkaufen oder war einfach nur schraeg drauf. Aus Neuseeland war ich es gewoehnt, grundsaetzlich erstmal jedem, der mich anspricht, meine Aufmerksam zukommen zu lassen. Das aenderte sich in L.A.

Ich laufe auf und ab.
3 Meter breit ist der Fussgaengerweg auf dem ich laufe. Von Zeit zu Zeit ueberholen mich Typen auf ihren Longboards, die sich mit langen Eisenstangen vom Asphalt abstossen und dabei wie eine hippe Abwandelung venezianischer Gondolieri wirken. Ihre langen gruen gefaebrten Haare wehen in der trocken, von Abgasen schwelenden Gro(sz)stadtluft. Zerfetzte Hosen haengen an ihren Beinen herab, kryptische new age Tattoos zieren ihre Arme wie mustervolle Schuppen eine Schlange. Abgetragene Karohemden und LA Lakers Caps.
Vor den grossen Souvenirshops, stehen Obdachlose, die trotz grosser Hitze in rote Daunenjacken gekleidet sind und apathisch zu Musik von Elvis tanzen. Rechts und links stolpern Menschen in Hot Dog Restaurants und Burgerbars. Aufaellig in Lack gekleidete Transvesisten lehnen ueber den Gehweg wie graesslich huebsch geschminkte Laternen. Duerre Palmen ragen hoch in den immerblauen Himmel. Sonnenbrillen am Tag, Leuchtschrift in der Nacht. Alles wird wie eine grosse Brustvergroe(sz)erung.
Abschreckend und doch faszinierend.