Mittwoch, 27. Mai 2009

Der letzte Tag Neuseeland

Flughaefen sind Orte, die Kurzlebigkeit und Wechsel ausstrahlen. Vielmehr noch, sie zeigen mir immer wieder wie vergaenglich alles ist. Diese Vergaenglichkeit, welche Momente, seien sie auf ein paar Sekunden beschreankt oder mehrere Monate lang, so kostbar macht.

Ich bin emotional aufgeladen. Der Computer vor mir steht in der Ankunfts-/Abflugshalle des Auckland Airport, die ich vor etwas mehr als 8 Monaten das erste Mal betrat. Seit dieser Zeit hat sich viel veraendert. Ob ich mich veraendert habe? Sicherlich, denke ich. Die Bestaetigung dafuer werde ich aber wohl erst erhalten, wenn ich nach Hause zurueckgekehrt bin. Wir veraendern uns alle meine ich. Auch Diejenigen, die keinem staetigen Wechsel von Aufenthaltsorten und ungewohnten Umgebungen unterliegen. Es ist vielmehr die Zeit und die Aufgaben, die wir alltaeglich bewaeltigen. Jeder der unbeirrt seinen eigenen Weg beschreitet und sein sich selbst gegebenes Ziel erreichen will, veraendert sich. Oft stossen wir damit Personen vor den Kopf, besonders die, die wir und die uns lieben. Viel wichtiger ist aber die Tatsache, dass die Personen die uns aufrichtig lieben, nichts sehnlicher wollen, als uns gluecklich zu sehen. Uns anspornen, ermutigen und beistehen unseren Weg zu finden.

Als ich heute das letzte Mal auf der Queenstreet entlang lief, verschwamm vieles was ich den Schaufenstern erblickte mit Erinnerungen aus meiner Zeit hier in Neuseeland. Mit jedem Schritt den ich tat, loeste sich ein weiterer Teil von mir aus diesem Land heraus. Es war fast so als wuerde ich langsam dahinschwinden, meine Person Licht durchlaessig werden bis ich voellig verschwunden bin.

Dienstag, 26. Mai 2009

Was so los war in den letzten Wochen - 5




Wir gönnten uns nochmal was und fuhren nach Taupo, Skydiven! Man kann auch Fallschirmspringen dazu sagen, klingt aber nich so cool, ey! :)

Was so los war in den letzten Wochen - 4

Arbeit - Ijoya als die holländische Variante der Désireé Clary in unserer selbstinszenierten Laienaufführung "Napoleons Verbannung nach Elba"

Ich als Napoleon in unserer Laienaufführung



Nachdem wir unseren Trip beendet hatten, waren wir erst etwas ratlos, wie es nun weitergehen sollte. Ich hatte mich kurzfristig entschlossen meine gesamte Reise um 2 Monate zu verlängern, um mit Ijoya durch Südamerika reisen zu können. Aufrgrund der Vorbereitungen, die zu treffen waren und meiner noch ausstehenden Unibewerbung ließ ich Australien sausen. Vielleicht nicht ganz könnte man meinen. Denn schließlich trieb es uns auf eine kleine Insel im Nordosten Aucklands, deren Name "Great Barrier Island" ist - man muss doch zugeben, das klingt etwas australisch!?



Etwas mehr als eine Woche arbeiteten wir in der Great Barrier Lodge in Whangaparapara und erhielten dafür köstlichste Speisen und eine mehr als luxuriöse Unterkunft, die Harbour Suite war unser.

Was so los war in den letzten Wochen - 3


Von Auckland aus ging es mit kurzem Zwischenstop in Raglan zurück nach Wellington, da ich ja am 18.04. meinen Englischtest absolvieren sollte. Nachdem das geschafft war, fuhren wir an der Ostküste entlang wieder zurück nach Auckland. "Arni", unser, wie schon erwähnt, hässliches, aber dafür umso zuverlässigeres, Automobil transportierte uns sicher auf den einsamen Straßen im Bay of Plenty. Wir schliefen an Stränden, badeten im Pazifik, fotografierten die Farbenpracht des neuseeländischen Herbstes.

Was so los war in den letzten Wochen - 2




Um den Osterstress in Wellington zu entfliehen, tourten wir per Anhalter bis nach Auckland, über Turangi und Taupo, wo wir erfolgreich das "Tongariro Crossing" absolvierten. In Auckland angekommen, entschieden wir uns einen überaus hässlichen Campervan der Firma "Wicked" zu mieten, der uns für 3 Wochen als Gefährt auf unserem Trip entlang der Ostküste der Nordinsel dienen sollte.

Was so los war in den letzten Wochen - 1


In Picton, dem Mekka für Schifffahrt mit 3 F und allgemeinem Handelsverkehr zwischen Nord- und Südinsel Neuseelands habe ich Ijoya kennengelernt. Sie steckte hilflos in einem Wäschtrockner fest und konnte sich nicht mehr alleine aus dieser misslichen Lage befreien. Nach etwa 2 Stunden und 3 Trockenläufen konnte ich sie leicht zerknittert aus der Maschine ziehen. Zum Dank, dass ich ihr Leben gerettet habe, versprach sie mit mir durch Neuseeland zu reisen.

Mittwoch, 13. Mai 2009

Montag, 11. Mai 2009

Was in Christchurch und danach geschah

Eine Woche verging und ich verließ Christchurch, die mit Bibeln gepflasterte, von Weihwasserströmen durchzogene Oase christlicher Nächstenliebe wieder. In meiner Kameratasche hatte es sich mein neu erworbener JVC Camcorder schon recht gemütlich gemacht. So oft es ging fütterte ich ihn mit Strom, Bild und Ton.

Erste Gelegenheit bot sich mir dazu in Kaikoura, dem zu Hause der neuseeländischen Wale und Delphine (ICH LEHNE ES AB DELPHIN MIT "F" ZU SCHREIBEN!). Aufnahmen vom Meer, vom Meerstrand und Meermöwen und noch viel mehr Meer! Nach Kaikoura fuhr ich mit dem Bus, da mir dies im Vergleich zum per Anhalter-Fahren bequemer erschien. Der Busfahrer sah aus wie ein neuseeländischer Weihnachtsmann, also dicklich, langer weißer Bart, weißes Haar und ein sehr gemütlicher Gesichtsausdruck. Allerdings für den echten Weihnachtsmann untypisch und das brachte eben das Kiwifeeling, so dermaßen stark tätowiert, dass man meinen könnte der gute Mann hätte sich jede Einkaufsliste, jede Notiz, Wegbeschreibung auf sein damals noch fleischfarbenes Äußeres stechen lassen.

Im Bus sitzend flogen an mir noch mal all die schöne Erinnerungen an Christchurch vorbei. Wie z.B. die Unterhaltung mit der ominösen Frau nach dem Kings of Leon Konzert.



Nacht in Christchurch. Ich laufe entlang einer großen mehrspurigen Straße, die links und rechts mit Autohäusern und Werkstätten gesäumt ist. Kaum ein Auto ist unterwegs, ebenso wenig Menschen. Ich bin nicht mehr weit von der Straße entfernt, in die ich einbiegen muss, um ins Stadtzentrum zu gelangen, als ich 100 Meter vor mir eine Frau, leicht von der einen zu anderen Gehwegseite schwankend, entdecke. Sie hält sich wacker und versucht geradeaus zu laufen. Das gelbe Licht der Straßenlaternen tränkt die Szenerie in eine etwas melancholische Stimmung. Kaum bin ich auf ihrer Höhe angelangt, spricht sie mich an und fragt, ob ich eine Zigarette für sie hätte.

"Nein", sage ich,"ich bin Nichtraucher"!(Manchmal schon, aber ich wollte die ganze Angelegenheit möglichst einfach halten)

"Ja, ist ne schlechte Angewohnheit", erwidert sie.

Wir laufen nebeneinander, d.h. ich laufe, sie schwankt immer noch.

Ich denke mir, "mach doch ein wenig Smalltalk."

"Und wo geht's bei dir heute Abend noch hin?"

"Ich gehe auf Arbeit!" Die Uhr zeigt 23:34 Uhr. Der Ein oder Andere könnte sich jetzt schon denken, was ihre Tätigkeit ist. Tja, ich stand etwas auf dem Schlauch.

"Uuund...was arbeitest du so?"
(Der Authenzität halber habe ich ihre Antwort hier in Englisch geschrieben. Ich bitte um geteilte Aufmerksamkeit!)

"I'm a hooker." Hmmm, dachte ich, hooker? hooker?, nee, keine Ahnung was das sein soll!

"Hooker, was ist das?"

"Ich bin eine Prostituierte, ne Hure!"

Ah, jetzt hat's geklingelt.

STILLE!

"Hmmm, Na nun kannst du das Gespräch auch nicht so sterben lassen. Frag einfach weiter bis du eh abbiegen musst."

Ich frage also trocken an, "Heute schon Erfolg gehabt?"

"Nein, bis jetzt noch nicht, muss wohl noch ein Stück weit laufen."

"Aha, und wohin?"

"Manchesterstreet!"

Ich wollte schon Luft holen, um den Satz zu formen, dass mein Hostel in der Straße ist, als ich mich selber, gerade noch rechtzeitig, mental vors Schienbein treten konnte. "Das lass mal schön sein", sprach mein Inneres. Der Satz verstarb als noch in meinem Mund, unausgesprochen. Stattdessen, traten nur drei Worte heraus.

"Ah, Straße, Tschüss!"

Ich bog ab. Sie schwankte weiter.



In Kaikoura wollte ich ja eigentlich Wale sehen. Dazu hatte ich mich auch schon für einen "Whalecruise" angemeldet. Wer hätte es gedacht. Bis zu dem Tag fuhren tagtäglich Boote hinaus und sichteten Wale. Nun, an dem Tag, an dem ich welche sehen wollte, wurden keine gesichtet. Ich hatte die Bootstour extra nach hinten verschoben. Als ich dann anrief, um nachzufragen, wann genau das Boot ablegen würde, berichtete mir die Dame am Telefon, dass schon auf den ersten beiden Touren keine Wale gesehen wurden und daher alle nachfolgenden Touren abgebrochen werden. Außerdem meinte sie, es wäre ein absolutes Phänomen, da sie das seit 4 Jahren nicht ein einziges Mal erlebt hätte. Tolles Phänomen, dachte ich mir.

Noch am selben Tag traf ich James und Flora wieder. Wir hatten uns schon eine Woche vorher verabredet und wollte uns eigentlich in Christchurch treffen, hatten uns dann aber verpasst. Sie boten mir an, mich bis nach Picton zu fahren und mit ihnen die Fähre nach Wellington zu nehmen. James, Flora und Johannes, endlich wieder vereint.

Wir verließen Kaikoura am 03.04. in Richtung Blenheim.



Was kann ich über Blenheim sagen? Langweilig, das trifft es. Daher brachten wir dort nur eine Nacht zu und fuhren am nächsten morgen die gewaltige Etappe von 20 Kilometern nach Picton.