Mittwoch, 28. Januar 2009

In letzter Zeit

Ich hatte vor einer Woche zehn Tage Urlaub. Die Zeit habe ich genutzt und bin nach Stewart Island gefahren. Das war mein Ziel vorerst. Anfangs stand für mich nur fest, dass ich 3 Tage auf der kleinsten der drei großen Inseln, die Neuseeland formen, bleibe.
Zeit spielt auf Stewart Island keine Rolle. Allgmein ist das Leben in Neuseeland, gerade auf dem Lande, etwas "chilliger", wie Norbert sagen würde, als in Deutschland. Auf Stewart tritt dieser Effekt jedoch in einem überwältigenden Maße auf. Sobald man das Boot verlassen hat, welches einen von Bluff nach Oban bringt, tickt die Uhr langsamer, bleibt fast stehen. Zeit ist ja bekanntlich relativ, das kann ich hiermit höchstpersönlich nochmal bestätitgen. Nebenbei bemerkt, kann ich zu diesem Thema das Buch von "Bill Bryson: A short story of nearly everything" nur wärmstens empfehlen.
Drei Tage lang wanderte ich also in der Region um Oban und den Halfmoon Bay umher. Es klang schon verlockend die Geschichten von Wanderern zu hören, die über den Rakiura Track (http://islands.co.nz/walking-tracks/) berichteten. 10-12 Tage dauert dieser Great Walk und ist damit einer der größten in ganz Neuseeland. Gute Möglichkeiten bestehen auf diesem Weg einen Kiwi in natura zu sehen. Ich versuchte es auch so, auf meinen kleinen Tagestouren, allerdings ohne Erfolg. Gerne hätte ich den Rakiura Track gemacht. Wäre sicherlich eine absolut geniale Sache gewesen. Leider war und bin ich schlecht für große Wanderungen ausgerüstet. Was überhaupt ein großer Minuspunkt in meiner vorherigen Planung war. Ich habe mir aber vorgenommen das zu ändern, so dass ich wenigstens den Kepler Track laufen kann, welcher lediglich 60 km unmfasst und leicht in 2 Tagen abgelaufen werden kann. Immer wenn ich an Tracks denke, kommt mit mir der Hans, der alte Wandersbursche, in den Sinn.
Zurück zum Thema. Neben meinen Wanderungen habe ich einen kleinen Cruise zu Ulva Island unternommen. Meine Chefin hatte mir die Hin-und Rückfahrt mit der Fähre, sowie diesen Ausflug nach Ulva kostenlos organisiert. Auf dieser kleinen Insel konnte wir uns leider nicht lange aufhalten. Ungefähr 1.5 h dauerte die Tour bevor es wieder zurück nach Oban, der Metropole Stewart Islands ging. Die Abende habe ich zumeist im Pub verbracht, wo man gut mit betrunkenen Seeleuten und anderen Einheimischen in Kontakt kommen konnte. Doug, ein Amerikaner, der mit mir im selben Zimmer geschlafen hat, konnte Gitarre spielen. Zufälligerweise stand da auch noch ein Klavier im Pub. So haben wir zu später Abendstunde noch für etwas Unterhaltung im Pub gesorgt. War schon lustig so viele rote Nasen an einem Wochentag auf einem Haufen zu sehen. Auch wenn es auf mich erst den Anschein gemacht hatte diese Leute wären ziemlich rau und unbeholfen in ihrer Art, so wurde ich am Ende davon überzeugt, dass sie es ganz und gar nicht sind. Es mögen einfache Leute sein, aber dafür herzensgut und offen gegenüber Fremden. Einer der Fischer spielte auch Gitarre. Zumeist Songs von Johnny Cash. Seine Stimmbänder müssen so zerfurcht vom Whiskey und den Zigaretten gewesen sein, dass seine Stimme, wenn er denn sang, einfach aussetzte. Nicht weil er etwa zu hoch oder zu tief gesungen hatte, sondern einfach so.
Da stand ich also mit Doug aus Reno, Nevada an der Bar, zischte ein Tui nach dem anderen und lauschte dem Gitarrespiel und der Stimme, dieses alten Seebären, welcher in der Mitte dieser lustig derben Gesellschaft aus Fischern und Insulanern saß.
Am 16. Januar gegen 9.00 bin ich dann mit der Fähre wieder zurück nach Bluff gefahren. Die See war rau. Sehr rau, zumindest war das mein Gefühl als Landratte. Die hohen Wellen schüttelten den kleinen Katamaran ordentlich durch. Der Kapitän kreuzte sie, um Seitenschläge zu vermeiden und dadurch ging es hoch und runter, hoch und runter, noch etwas höher und noch etwas tiefer. Absolut geil! Ich habe das wirklich genossen. Ich saß auf meinem Platz und fand es toll die Wellen gegen die Scheiben branden zu sehen, wie Gischtmassen auf dem Vordeck zum Erliegen kamen. Ich dachte mir, dazu fehlt nur die richtige Musik. Also steckte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und wippte im Stillen zu Wolfmother mit. Nach drei oder vier Liedern fühlte ich mich so beflügelt, dass ich es in Angriff nomm in den Außenbereich zu gehen, welcher sich im Heck des Bootes befand. Sobald ich aufgestanden war, erfasste ein starker Seitenhieb das Boot. Ich versuchte mich noch an der Sitzlehne festzuhalten, aber da lag ich schon auf dem Boden. Muss mächtig blöd ausgesehen haben. Ich musste selber lachen und habe mich dann erstmal wieder hingesetzt.
Die nächsten Tage fuhr ich mit meinem Auto entlang der Southern Scenic Route durch die Catlins, einer Region im Südosten der Südinsel, die sich durch ihre vielen versteckten Sandstrände, verspielte bis an die Küste heranreichende Wälder, endlose Schafweiden, kleine Wasserfälle und noch vieles mehr auszeichnet. Die Catlins sind traumhaft und haben mich begeistert. Besonders Orte wie Cannibal Bay, Kaka Point oder Nugget Point sind schiere Paradiese. Windgepeitscht, gemäldegleich, farbenreich, vergessen! In Owaka hatte ich für die Nacht halt gemacht und bin in einem sehr kleinen, aber feinen Hostel, welches einer Deutschen und ihrem neuseeländischen Ehemann gehörte, abgestiegen. Mein Zimmerpartner war ein Neuseeländer namens Mike, der als Geologe in der Mongolei arbeitet. Er hat mir ein paar Bilder von seinem Leben in diesem vollkommen unberührten Land gezeigt. Es war beeindruckend! Jedes einzelne seiner Bilder war mehr als gut. Was erwartet man auch von einem Mann, der nebenher noch als Fotograf für Zeitschriften, wie National Geographic arbeitet.
Am 17. Januar war mein Ziel Dunedin. Die schottische Enklave Neuseelands wird diese Stadt auch genannt. Was wohl darauf zurückzuführen ist, dass sie von ein schottischen Immigranten gegründet wurde. Diese Stadt besitzt den Stil eines kleinen Wellington und den Puls von Queenstown. Kunstläden, Pubs, Casinos, alte Villen, leicht spiddelige Läden, es geht drunter und drüber, Designerläden werden hier auch mal großzügig mit Plakaten für das nächste Underground-Konzert zugekleistert. Kurzum, diese Stadt hat mein Herz.
Da ich mich in Dunedin so wohlfühlte und mein Hostel, das Chalet, ein alte Villa, mich so erholsam gebettet hatte, beschloss ich etwas länger zu bleiben, als nur einen Tag.
Mit Yarden aus Israel bin ich dann am Samstagabend durch die Pubs und Nachtclubs gezogen. Den Sonntag verbrachten wir größenteils auf der Otago Peninsula, einem großangelegten Wildlife-Touristen-Sightseeing-Spot.
Im Laufe des Montags bin dann wieder nach Manapouri zurück und habe dabei Gore und Lumsden durchfahren. War nicht schlecht, aber auch nicht besonders. Ich wäre am liebsten weitergefahren, anstatt zurück nach Manapouri.
Na ja, eigentlich geht's mir hier nicht schlecht, ich denke ich bin bloß verwöhnt! ;)

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