Mittwoch, 12. August 2009

El Salar


So liebe Leute! Wir naeheren uns einem Hoehepunkt auf unserer Reise durch Suedamerika, der Salar oder auch El Salar, wie man hier sagt. San Pedro de Atacama, ein Mecca fuer Suedamerikareisende, besonders jene mit starker Tendenz nach Bolivien zu reisen. Wir verbrachten 3 Tage in diesem Wuestenloch. Tag 1: Wir schwangen uns auf ein paar Fahrraeder um das Valle de la Luna zu besuchen. Ein ganzes Tal, welches mit bizarren Felsstrukturen, riesigen Sandduenen, Salzhoehlen und -feldern aufwartet. Dieser kleine Trip hatte nicht nur was fuers Auge, nebenbei betrieben wir ein ausgiebiges Hoehentraining...

30 Kilometer Fahrradfahren auf etwa 2,400 Hoehenmetern bei brennenden 30 Grad Celsius!

Tag 2: Frisches Brot und frische Avocado zum Fruehstuck mit Sonnenschein. Nebenher wurden wir mit tollen Mathetricks von einem Hostelmitarbeiter, der es mehr mit dem Trinken, als mit dem Arbeiten hatte, unterhalten. Ein netter Geselle trotzalledem! Dieser erholsame Vormittag war genau das Richtige, um uns etwas auszuruhen, bevor es auf eine weitere kleine Tour zu den nahegelegenen Salzlagunen ging. Am Abend ging es zu einer Sternenobservation mit Alain, einem franzoesischen Astrophysiker, welcher mit viel Humor und noch mehr Wissen uns die Geheimnisse eines, jeden Stern sichtbarmachenden, Himmels erklaerte. Tag 3: Auf nach Bolivien, auf in die Salar! Unsere Tour startete 8.00 Uhr am Morgen aus San Pedro de Atacama in Richtung bolivianische Grenze.


Die Tour in die Salar de Uyuni:


Die bolivianische Grenze, ein Ort der Effizienz und Vertrauen ausstrahlt. Eingepfercht in ein kleines unfertiges Betonhaus fristen die bolivianischen Grenz...hmmm...beamten? ihr Dasein. Ob und wie leicht man die Grenze nach Bolivien ueberqueren darf, haengt von unterschiedlichen Faktoren ab. Hier ein Beispiel, kommt man aus den Vereingten Staaten zahlt man schon mal ca. 130 USD um das Visa zu erhalten. Spricht man kein Spanisch, sondern nur Englisch, zahlt man gute 10 USD mehr. Hat der Kontrolleur schlechte Laune, weil Bolivien den Tag zuvor im Qualifikationsspiel gegen Chile verloren hat, dann gibt es nochmal einen kraeftigen Aufschlag. Zum Glueck hat man als Europaer schon mal einen Vorteil.

Der weitere Tagesverlauf folgte dem strikten Plan unseres Fahrers Joni! Gelegentliche Zwischenstopps an bizarren Naturschoenheiten, wie den, blauen, gruenen, roetlich-pinken Salzlagunen. Selbst wenn man noch zuvor den unverdraengbaren Wunsch verspuert hatte an diesen Himmelspforten fuer ewig auszuharren, so wurde diese Beduerfnis nach spaetestens von 5 Minuten vom eisigsten Wind, den ich je in meinem Leben verspuert habe, hinfortgetragen. Der Wind trieb einem Eispickel in die Stirn und strafte unsere Haende mit Rissen. So bestritten wir mit unserem Gefaehrt, einem Toyota Land Cruiser, viele von kaltem Staub verwehte Kilometer bis zum ersten Nachtlager. Die folgende Nacht sank die Temperatur auf unter -30 Grad Celsius. Ich trug all die Kleidung die ich hatte, stopfte mich mit einem Thermoinlayer in meinem Schlafsack und begrub mich anschliessen und 3 oder 4 dicken Llamawolldecken. Schiere Bewegungsunfaehigkeit, aber dafuer warm! Zum Glueck musste ich nicht auf Toilette.

Der zweite Tag startete mit einem bolivianischen Powerfreuhstueck, kaltes Brot, Dulce de Leche, Pfirsichmarmelade, Milchpulver und der taeglichen Ration Cocatee. Auf unserem ersten Stopp sahen wir wonach unsere Gruppe schon den ersten Tag gierte. Flamingos! Grazile rosafarbene Geschopfe der Luft, welche man in seicht dahinfliessenden tropischen Gewaesser vermutet, standen einbeinig dem immer noch furios-kalten Wind trotzend vor uns und reihten sich mit Llamas, sowie Alpacas in ein makaberes Landschaftsidyll. Nach drei platten Reifen, die unserem Fahrer ein harte Zeit bescherten, kamen wir in unserem Domizil fuer die zweite Nacht an - dem sagenumwobenen Salzhotel. Ein Haus dessen vollstaendige Struktur aus nichts anderem als Salz besteht. Beim Abendessen, man kann es sich wohl vorstellen, kam der ein oder andere muede Witze auf. Durch den einschlaefernden Humor einiger Mitreisender langsam in den Schlaf gewogen, sanken Ijoya und ich friedlich in eine wesentlich angenehmere und erholsamere Nacht.

Der dritte Tag liess den Wind endlich verstummen und die warmen Strahlen der Sonne heizten uns kraeftig ein. Unser Fahrer Joni schien wie ausgewechselt. Gespraechig, lachend, zu Musik von Eminem und 50 Cent (hab ich ganz sicher nicht augewaehlt, wollte mich aber auch nicht beschweren) tanzend, fuhr er ein ganz schoenes Stueck schneller, aber nicht sicherer! Man koennte meinen ein blinder Jochen Rindt mit gebrochenem Arm saesse hinterm Steuer. Und das ist noch weIT wEIT WEIT von der Wahrheit entfernt! Wir durchkreuzten eine Wueste und beschauten uns, vom hier gegenwaertigen, natuerlichen Sandstrahlgeblaese geformte Felsen an, welche von weiterer Entfernung wie Pilze aussahen.
Unsere Gruppe war in freudiger Erwartung auf das Highlight der Tour, der Salar!!! Nach 3 Stunden, etwa gegen Mittag, erreichten wir die groesste Salzwueste unserer Erde. Rund 11000 Quadratkilometer reines Weiss. Am Horizont sah man das Blau des Himmels mit dem endlosen kristallenem Weiss der Salar verschwimmen. Es gab einem das Gefuehl die Erde sei doch eine Scheibe. Wir nutzten die Zeit um einige Fotos zu schiessen. Unsere Fahrer unterrichteten uns sie muessten einem anderem Jeep aushelfen und verschwanden dafuer ungefaehr eine halbe Stunde.

Joni und die anderen Fahrer waren wieder da und es galt noch 4 Stunden bis nach Uyuni zu bestreiten. Als wir ins Auto stiegen, kam uns ein starker Geruch nach Alkohol entgegen. 10 Minuten spaeter waehrend sich das Auto schon in Richtung Uyuni bewegte, beichtete uns Joni er haette Alkohol getrunken. Aber nur 2 Bier, es sie doch schliesslich sein Geburtstag! Tja, uns erschien es so, jeder Tag sei sein Geburtstag. Nun machte auch der Auftritt vom heutigen Tag Sinn, die ganze Rumspinnerei im Auto und der unsichere Fahrstil. Die Atomsphaere kuehlte sich auf die Temperatur der vorherigen Naechte herunter. Wind war dazu nicht mehr noetig! Immer wieder drehte sich Joni waehrend der Fahrt zu uns um und bat uns nichts davon seinem Boss zu sagen. Er versuchte uns mit Entschuldigungen zu beschwoeren und wir wiesen ihn in "sehr freundlicher" Weise mit lautstarken Stimmen in Deutsch, Englisch, Finnisch, Hollaendisch darauf hin er solle gefaelligst seinen Schaedel in Richtung Fahrbahn drehen.
Der Tag war gelaufen. Wir alle hatten einen stattlichen Betrag bezahlt, um eben diesem Erlebnis eines betrunken Fahrers aus dem Weg zu gehen. Vergebens! Cordillera Tours konnte nicht halten, was sich versprachen. In Uyuni, dem bolivianischen Vorposten der Salar, angekommen, luden wir unser Gepaeck ab und machten uns schleunigst auf die Suche nach einer Unterkunft. Am naechsten Tag brachen Ijoya und ich via Bus nach Sucre auf, mit kurzen und unangenehmen Zwischenstop in Potosi!

Am selbigen Tag hatte ich noch versucht indirekt auf die Spur von Joni und seiner Ich-habe-heute-Geburtstag-und-leere-ebenmal-ne Flasche Schnaps-Geschichte zu kommen und hatte dazu die Damen im Buero von Cordillera Tours befragt, ob den heute eine grosse Geburtstagsfeier anstuende. Joni haette ja schon etwas vorgefeiert und uns herzlich ueberrascht. Stillschweigen und unechtes Grinsen auf den Gesichtern verrieten mir, dass da wohl mehr im Busch war!

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